Mein erster Notfall

Pflegeassistentin

Bei der Dienstübergabe wurde eine Patientin vorgestellt, bei der am Vormittag eine Bronchoskopie durchgeführt werden sollte. Meine Praktikumsanleiterin hat gesagt, dass ich bei dieser zuschauen darf. Die Patientin hatte zuvor ein Mammakarzinom und war zur Abklärung da, ob sich in der Lunge ein Rezidiv, also ein neuer Primärtumor oder eine Metastase befindet. Ich habe sie in die Endoskopie begleitet. Sie war gut gelaunt und fröhlich. Während der Fahrt in die Endoskopie haben wir beide mit dem Träger Späße gemacht.

Die Bronchoskopie

In der Endoskopie wurde Sie dann vorbereitet. Ich habe die nötigen Sachen angezogen (Kopfhaube, Mund-Nasen Schutz, Kittel, Röntgenschürze, Handschuhe, neue Schuhe und Überzug dafür) und bin in den Raum gegangen. Der Patientin wurden Xylocain Pumpspray und ein Gleitmittel in die Nase verabreicht. Die Ärztin hat das Endoskop eingeführt und bemerkt, dass die Patientin durch das Einführen des Bronchoskops an der Trachea blutet, dadurch wurde ein Medikament verabreicht, das gefäßverengend wirkt. Zudem hatte die Patientin einen sehr starken Hustenreiz. Als die Ärztin Proben entnommen hat, hat sie auf einmal gesagt, dass die Patientin blutet.

Sie wurde sofort auf die rechte Seite positioniert. Ich habe mich ganz weit nach hinten gestellt, damit ich keinem im Weg stehen konnte. Ich habe zugesehen und den Sauger gehalten. ÄrztInnen und weiteres Pflegepersonal wurden verständigt. Die Patientin wurde intubiert, die Blutung wurde gestoppt, jedoch kam es zu einem Herzalarm, wodurch Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet wurden. Der Patientin wurden verschiedene Medikamente verabreicht und sie wurde eine halbe Stunde lang reanimiert. Schlussendlich ist sie gestorben. Ich bin auf meine Abteilung zurückbegleitet worden.

Meine Emotionen

Als die Ärztin ausgesprochen hatte, dass die Patientin blutet, war ich geschockt. Alles ging so rasend schnell. In meinem Kopf schwirrte nur der Gedanke, dass sie die Patientin hoffentlich retten. Gefühlt habe ich nichts. Erst auf meiner Abteilung wurde ich unendlich traurig und habe angefangen zu weinen. Ich habe eine Pause im Sozialraum gebraucht. In dieser Zeit haben meine KollegInnen, die Stationsleitung, ein Arzt, der bei der Bronchoskopie dabei war, eine Psychologin und die Leiterin des Pflegedienstes mit mir gesprochen. Dadurch konnte ich diese Situation nachvollziehen.

Wie konnte das passieren

Ich habe die Patientin leider erst am Tag ihrer Bronchoskopie kennengelernt, dadurch wusste ich nicht sehr viel über sie. Im Nachhinein wurde mir vom Pflegepersonal und dem ÄrztInnen-Team erklärt, dass ihr Gewebe schon sehr vulnerabel war. Dadurch haben sie mir näherbringen können, dass der Blutsturz im Spital, auf der Straße oder auch zu Hause hätte geschehen können. Dadurch haben die ÄrztInnen und das Pflegepersonal die Meinung vertreten, dass es gut war, dass es in der Endoskopie und nicht zu Hause passiert ist.

Was habe ich daraus gelernt

Wenn es wieder vorkommt und ich diejenige bin, die die Person mit einem Blutsturz vorfindet, dann würde ich sofort „Notfall“ schreien, die Rufanlage betätigen, den Patienten/die Patientin auf die Seite positionieren, Erste Hilfe Maßnahmen durchführen mit der Unterstützung eines/einer Kollegen/in  einen Arzt/eine Ärztin verständigen, den Notfallwagen holen, und auf Anweisungen warten. Ich denke noch oft an diese Patientin. Die Situation hat mir gezeigt, jedes Erlebnis zu reflektieren. Darüber nachzudenken hilft mir, mein Handeln, meine Kommunikation und meine Resilienz zu fördern.

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