Was ist die PPR?

Am Tag und in der Nacht werden auf jeder bettenführenden Station eine bestimmte Anzahl an Pflegepersonen eingesetzt. Wie kommt dabei die Tagespräsenz zustande? Im Grundkonzept wird die Pflegepersonalregelung (PPR) als Instrument verwendet, um zu bestimmen, wie viele Pflegepersonen auf einer Station vorgesehen sind. Warum wurde die PPR entwickelt und wie funktioniert sie genau?

Geschichte der PPR

In den 1980er Jahren wurde in Deutschland von einem Pflegenotstand gesprochen. Aus diesem Grund wurden die ersten Ansätze der PPR in den 1990er Jahren entwickelt. Eine ExpertInnengruppe aus Pflegedienstleitungen, ÄrztInnen und VerwaltungsdirektorInnen waren daran beteiligt (Eberl, & Flerchinger, 2011; Simon, 2014).

Die PPR trat 1993 in Kraft. Das Ziel war, 26.000 zusätzliche Stellen zu schaffen. Letztendlich resultierte aus der Einführung der PPR ein Zuwachs von 21.000 Vollzeitkräften auf chirurgischen und internistischen Normalstationen. Allerdings wurde die PPR 1997, aufgrund der Unvereinbarkeit zwischen Finanzierung und Bedarf des Pflegepersonals, gesetzlich abgeschafft (Fachgesellschaft Profession Pflege e. V., 2018; Simon, 2014; Staflinger, 2019).

In Österreich wird die PPR gegenwärtig in verschiedenen Versionen zur Personalberechnung verwendet. Sie setzt damit Maßstäbe, wie viele Pflegepersonen für eine Station gebraucht werden (Staflinger, 2019). Trotzdem wird sie nicht für jede Abteilung verwendet. Intensivstationen sind beispielgebend davon ausgenommen (Fachgesellschaft Profession Pflege e. V., 2018; Staflinger, 2019).

Aufbau der PPR

Jeden Tag werden alle PatientInnen jeweils einer Pflegekategorie zugeordnet. Die Pflegekategorien setzen sich aus der „Allgemeinen Pflege“ und der „Speziellen Pflege“ zusammen. Sie sind in die Stufen A1-A3 (Allgemeine Pflege) und in S1-S3 (Spezielle Pflege) unterteilt. Dadurch kann die Pflegeintensität eines/einer Patienten/in am Tag festgelegt werden. Je höher die Pflegekategorie (A1/S1⇒ A3/S3), desto höher die Pflegeintensität (Eberl, & Flerchinger, 2011; Fachgesellschaft Profession Pflege e.V., 2018; Staflinger, 2019).

Damit PatientInnen eingestuft werden können, enthalten die Allgemeine und die Spezielle Pflege Tätigkeiten einer Gesundheits- und Krankenpflegeperson.

Die Allgemeine Pflege umfasst:

  • die Körperpflege
  • die Ernährung
  • die Ausscheidung
  • die Bewegung und Positionierung

Die Spezielle Pflege umfasst:

  • Operationen, invasive Maßnahmen, akute Krankheitsphasen
  • die medikamentöse Versorgung
  • Wund- und Hautbehandlungen
Tab.1.: Abstufung der Pflegekategorien nach Pflegeintensität

(Eberl, & Flerchinger, 2011; Fachgesellschaft Profession Pflege e.V., 2018; Staflinger, 2019)

Beispiel:

Herr L. ist in allen Bereichen der Allgemeinen Pflege selbstständig. In der Speziellen Pflege beobachtet die Pflegeperson den Gesundheitszustand von Herrn L. und hält Rücksprache mit ihm. Die Pflegeintensität ist niedrig daher erfolgt die Einstufung in die Kategorie A1/S1. Fallbeispiel zur PPR-Einstufung

Zeitgebung

Für jeden Tätigkeitsbereich in der Allgemeinen und Speziellen Pflege ist für den ganzen Tag eine bestimmte Zeit vorgesehen, das im Schema der PPR festgelegt ist. Das heißt beispielsweise, dass eine Pflegeperson 32 Minuten Zeit hat, um einem/einer Patienten/in mit Kontrakturen in den Armen und Störungen im Schluckakt (A3 – hohe Pflegeintensität) alle drei Mahlzeiten für den ganzen Tag einzugeben (Fachgesellschaft Profession Pflege, 2018).

Je nach Kategorisierung aller PatientInnen wird ersichtlich, wie viel Zeit für die Pflegetätigkeiten aufgewendet wurde. Dadurch wird errechnet, wie viele Pflegepersonen allgemein auf der Station und weiterführend am Tag gebraucht werden (Simon, 2014).

Persönliche Worte

Aufgrund der Tatsache, dass die PPR auf unbestimmte Zeit in Österreich weiterhin verwendet wird, ist es wichtig, dass jede Pflegeperson die PPR in groben Zügen versteht. Denn Pflegepersonen an den Normalstationen arbeiten täglich mit der PPR, wenn sie die PatientInnen betreuen und einstufen. Vor allem Studierende der Gesundheits- und Krankenpflege und Auszubildende der Pflegeassistenzberufe sollen bereits in ihrer Ausbildung einen Einblick in die PPR bekommen.

Allerdings ist die PPR den Anforderungen einer modernen Gesundheits- und Krankenpflege nicht angepasst. Je mehr darüber Bescheid wissen, desto eher kann eine Veränderung bewirkt werden. Eine Kritik zur PPR wird folgen.

Eure AGKP

Quellen:

Eberl, I., & Flerchinger, C. (2011). Leistungsbezogene Personalberechnung. Pflegeleistungen adäquat abbilden. Lerneinheit Pflegewissenschaft in CNE.online, Thieme: Stuttgart. doi: 10.1055/s-0033-1353530.

Fachgesellschaft Profession Pflege e.V. (2018). Konzept zur Pflegepersonalbedarfsmessung im Krankenhaus. Verfügbar unter: Konzept zur Pflegepersonalbedarfsmessung [20.06.20].

Simon, M. (2014). Personalbesetzungsstandards für den Pflegedienst der Krankenhäuser: Zum Stand der Diskussion und möglichen Ansätzen für eine staatliche Regulierung. Hannover: Hochschule Hannover.

Staflinger, H. (2019). Personalbedarf und -einsatz in den oö. Krankenhäusern. Grundlagen – Herausforderungen – Entwicklungsbedarf. Linz: Arbeiterkammer Oberösterreich.

Tabellenverzeichnis:

Tabelle 1: Abstufung der Pflegekategorien nach Pflegeintensität (selbst erstellt)

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  1. Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen

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